Geologische Kriterien für die Standortentscheidung

GeoLaB befindet sich momentan in der Erkundungsphase. Dabei konzentriert sich das GeoLaB-Team darauf, einen geeigneten Standort zu finden, an dem das Untertagelabor errichtet werden kann. Bei diesem Schritt spielen vor allem wissenschaftliche, aber auch sozioökonomische, politische und infrastrukturelle Kriterien eine Rolle. Die Geologie spielt bei den wissenschaftlichen Kriterien in dieser Phase eine Schlüsselrolle. 

Das Labor soll im sogenannten kristallinen Grundgebirge gebaut werden. Die Gesteine dieses Grundgebirges sind die ältesten und bilden den Sockel aller Gesteinsschichten. Sie sind aus vielen kleinen Kristallen aufgebaut (Granit, der im Odenwald vorkommt, beispielsweise aus Feldspat, Quarz und Glimmer). Auf diesem Sockel haben sich im Laufe von Millionen von Jahren weitere Gesteine abgelagert, sogenannte Sedimentgesteine. Das kristalline Grundgestein kann in Tiefen von etwa 2 bis über 5 Kilometern geothermisch zur Wärmeerzeugung genutzt werden.

Auf beiden Seiten entlang des Oberrheingrabens wurden die Gesteinsschichten über viele Jahrtausende nach oben gehoben und bilden heute Schwarzwald und Vogesen und den Odenwald. Teilweise wurden Sedimentschichten abgetragen. Deshalb liegt hier kristallines Gestein großflächig an der Oberfläche und ist damit für Forschungsarbeiten besser zugänglich als in anderen Gegenden Deutschlands. Im Gegensatz zum Gestein im tiefen Untergrund könnten Versuche hier in einem Felslabor kontrolliert durchgeführt und in Raum und Zeit beobachtet werden. Obwohl nicht alle physikalischen Größen in einem Felslabor denen im geothermisch nutzbaren Tiefengestein entsprechen, lassen sich doch wesentliche Erkenntnisse übertragen. Ein Beispiel für einen Unterschied ist die Temperatur: Durch die geringere Tiefe wäre sie im Felslabor deutlich niedriger als im Tiefengestein. 

Frey, M., Bossennec, C., Seib, L., Bär, K., Schill, E., & Sass, I. (2022). Interdisciplinaryfracture network characterization in the crystalline basement: a case studyfrom the Southern Odenwald, SW Germany. Solid Earth, 13(6), 935-955.

Besonders das Gebiet rund um die Tromm ist wissenschaftlich für ein Felslabor interessant. Hier weist das Gestein große Ähnlichkeiten mit dem kristallinen Grundgebirge in geothermisch nutzbarer Tiefe auf. Der Tromm-Granit bildet einen relativ einheitlichen Gesteinskörper und wird im Osten von der sogenannten Otzberg-Störungszone begrenzt - das nebeneinander dieser Zonen ist besonders interessant für die Geothermieforschung. 

Auch andere Regionen entlang des Oberrheingrabens kommen für GeoLaB in Frage, z.B. Gebiete im Schwarzwald. In der aktuellen Erkundungsphase richtet sich der Fokus allerdings zunächst auf die Tromm. Hier scheinen die besten Rahmenbedingungen für den Bau eines Forschungslabors vorzuliegen. Da für die vielfältigen Untersuchungen in dieser sogenannten Aufsuchungsphase (mehr dazu hier) erhebliche personelle und finanzielle Mittel gebraucht werden, wird derzeit kein weiteres Gebiet erkundet.